Bürgerwache
Bürgerwache
Geschichte der Bürgerwache Crailsheim
Die Ursprünge der Bürgerwache Crailsheim gehen auf die im Jahre 1440 von Markgraf Albrecht Achilles gegründete Armbrust-Schützengesellschaft zurück. Zu dieser Zeit wurden auch die Befestigungen der Stadt Crailsheim verstärkt und das Schloß ausgebaut.
1683 wurde statt der Armbrust die „Muskete“ oder „gezogen Rohr mit Gabel“ eingeführt.
Als Geburtsdatum der heutigen Form der Bürgerwache Crailsheim gilt der 31.5.1830. Hier wurde das neue bürgerliche Schützenkorps errichtet, das die von der Regierung vorgeschriebenen Statuten des Stuttgarter Schützenkorps annahm. Erster Hauptmann war Rosenwirt Ziegler. Die Fahne der alten Schützengesellschaft wurde in die neue Schützen-Compagnie übernommen. Die Waffen wurden im Namen des Königs von der Arsenaldirection in Ludwigsburg leihweise geliefert (90 Gewehre mit Säbeln und Patronentaschen). Für die Ausstattung einer Musikkapelle fand eine öffentliche Kollekte statt, die mit 83 fl und 48 kr ein gutes Ergebnis brachte.
1840 fand in Crailsheim zusammen mit den Bürgergarden Ellwangen, Öhringen und Schwäbisch Hall ein Manöver statt. Im Revolutionsjahr 1848 wurde vom Oberamt und Stadtrat anerkannt, daß in hiesiger Stadt keine unruhigen Auftriebe zu besorgen seien und daß bei eventuellen Unruhen die Ruhe durch das Bürgerschützencorps sicherlich wiederhergestellt werden könne, umso mehr, als sich im Notfalle alle rechtlichen Bürger dem Corps anschließen werden.
1856 Übertragung des Feuer-, Wach- und Sicherheitsdienstes durch das Stadtschultheißenamt auf die Bürgerwache.
Als zweiter Hauptmann führte ab 1865 Hauptmann Popp das Kommando. Ihm folgte 1869 Hauptmann Hettler. Im selben Jahr erhielt die Bürgerwache im Umtauschverfahren 50 glattläufige, lange Artilleriegewehre mit Bajonett, Ladestock, Gewehrriemen und Sicherheitsleder vom Arsenal in Ludwigsburg. 1876 wurde Hauptmann Findeisen als neuer Hauptmann vom Ministerium bestätigt und die neuen Statuten von der Kreisregierung genehmigt.
Im Jahr 1880 feierte die Stadt den 500. Stadtfeiertag und die Bürgerwache ihr 50jähriges Bestehen mit Zapfenstreich, Böllerschießen, Tagwache, Kirchenparade und Beteiligung am Festzug. Die Hauptfeier war im Eichwald und der König schickte auf ein Huldigungstelegramm ein Danktelegramm.
Im Jahre 1882 wurde Hauptmann Thurner Kommandant der Bürgerwache. Aus persönlichen Gründen wollte er bereits 1884 wieder das Kommando abgeben. Hier drohte die Bürgerwache zu zerfallen. Auf Drängen der Mannschaft nahm Hauptmann Thurner jedoch ab 1888 die Zügel wieder fest in die Hand.
Im Februar 1896 wurde die Anschaffung einer neuen Fahne beschlossen. Die Fahnenweihe fand am 28. Juni 1896 unter Beteiligung von 23 Vereinen statt. In jener Zeit verstärkte die Bürgerwache ihre Kontakte zu auswärtigen Vereinen. Beispielsweise nahm die Bürgerwache am 30. Juni 1912 beim 50jährigen Jubiläum der Bürgerwache Ehingen (Donau) teil.
Vom 2. August 1914 an bekam die Bürgerwache zusätzliche Aufgaben. Sie mußte das zum Kriegsdienst eingezogene Personal der Ortspolizei im Nachtkontrolldienst ersetzen. Als dann auch 20 Mitglieder der Bürgerwache an der Front standen, wurden die Übungen ausgesetzt. Am 1. April 1919 fand ein Empfangsabend für die vom Felde zurückgekehrten 18 Mitglieder statt.
Nach dem Tode Hpt. Thurners 1919 wurde Jakob Möbus am
1. Juni des selben Jahres zum Hauptmann gewählt.
Am 9. Oktober 1921 beteiligte sich die Bürgerwache an der Trauerfeier für den verstorbenen König Wilhelm II.
Zur Teilnahme am Jubiläumsfest der Stuttgarter Stadtgarde schuf Hauptmann Möbus im Jahre 1927 wieder mit viel Mühe und mit Unterstützung der Stadtverwaltung und der gesamten Bürgerschaft eine uniformierte Musik-kapelle.
Ab 1933 geriet auch die Bürgerwache mehr und mehr unter den Einfluß des „Dritten Reiches“. Der Musikzug wurde in die SA eingegliedert. Die jungen Männer mußten dem Ruf des Arbeitsdienstes und der Wehrmacht folgen. Während des 2. Weltkrieges kam die Arbeit der Bürgerwache vollständig zum Erliegen. Durch die Zerstörung der Crailsheimer Innenstadt im Frühjahr 1945 gingen der Bürgerwache wichtige Dokumente sowie fast alle Ausrüstungsgegenstände verloren. Nur dem mutigen Einsatz der Familie des Konditormeisters Wilhelm Frank ist es zu verdanken, daß einige Uniformen und die Fahne aus dem Schutt des zerstörten Rathauses geborgen und über die Zeit des Zusammenbruchs gerettet wurden.
Hauptmann Jakob Möbus leistete nach dem Krieg mit großem Idealismus eine bis heute nicht vergessene Aufbauarbeit. Beim ersten Volksfestumzug nach dem Krieg im Jahre 1949 marschierten 4 Mann der Bürgerwache unter der geretteten Fahne mit.
Am 21. Januar 1970 verstarb der äußerst beliebte Hauptmann Otto Möbus im Alter von nur 59 Jahren. Bis zur Neuwahl leitete Oberleutnant Gottlieb Ziegler die Geschicke der Bürgerwache. Am 30. Mai 1970 wurde Rudolf Hage zum neuen Hauptmann gewählt. Er baute vor allem die Kontakte zu den Wehren im Lande weiter aus.
1974 fand die Kommandantentagung des Landesverbandes in Crailsheim statt.
Im April 1978 mußte Hauptmann Hage aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Er verstarb kurz darauf am 23. Juli 1978.
Bis zu den Neuwahlen führte Oberleutnant Franz Stangl das Kommando. Am 8. März 1979 wurde er schließlich zum Hauptmann gewählt. Bis 1988 hörte die gesamte Bürgerwache Crailsheim auf sein Kommando. Er gehört zu dem Kreis der Kommandanten mit sehr viel Profil und großer persönlicher Ausstrahlung - wie seine Vorgänger Jakob und Otto Möbus und Rudolf Hage, die den Traditionsverein genauso kameradschaftlich wie pflichtbewußt führten. Unter seinem Kommando wurde 1981 das Landestreffen in Crailsheim ausgerichtet. Aus gesundheitlichen Gründen stellte sich Hauptmann Stangl dann nicht mehr zur Wiederwahl.
Am 22.04.1988 wurde Friedrich Ziegler zum Hauptmann der Bürgerwache gewählt. Gleichzeitig wurde Hauptmann Stangl zum Ehrenhauptmann ernannt. Franz Stangl verstarb am 15.01.2004 im Alter von 88 Jahren.
Friedrich Ziegler stammt aus einer Bürgerwachfamilie. Schon der Großvater war Tambour, dann folgte von 1919 bis zu seinem Tod sein Vater. Im Rahmen der 175-Jahrfeier der Bürgerwache vom 10.-13 Juni 2005 wurde im der "Goldne Horaff" der Stadt Crailsheim anlässlich des Kommandantenempfang durch OB Andreas Raab verliehen. Das 3-tägige Fest der Bürgerwache auf dem Volksfestplatz mit Festabend, Großen Zapfenstreich, Feldgottesdienst und Umzug war Zieglers letztes Großereignis als aktiver Kommandant. Am 10. März 2006 stellte sich Hauptmann Ziegler nach 18 Kommandantendienstjahren nicht mehr zur Wiederwahl. Bei dieser Hauptversammlung wurde der bisherige Oberleutnant und Schriftführer Jürgen Rosenäcker zum neuen Kommandanten gewählt. Hauptmann Rosenäcker ist seit 24 Jahren bei der Bürgerwache aktiv und seit 1991 Schriftführer gewesen. Als seine erste Amtshandlung ernannte er Friedrich Ziegler zum Ehrenhauptmann.
Die Bürgerwache besteht aus 4 Zügen. Dem Fanfarenzug, dem Spielmannszug, dem Musikzug und schließlich der Kompanie. Das starke Aufgebot an Musikern ist eine Besonderheit der Crailsheimer Bürgerwache im Landesverband der Garden und Wehren. Sie war die erste Bürgerwehr im Land mit eigenem Musik- und Spielmannszug.
Bei der Gründung 1830 wurden 3 Kompanietrommler und 11 Mann mit Musik erwähnt. Ein Bild von 1894 zeigt diese Trommler und die Musik mit angetretener Bürgerwache. 1953 wurde der Spielmannszug, 1960 der Fanfarenzug und 1963 der vereinseigene Musikzug aufgestellt.
Als erster Zug marschiert in kompletter Formation immer der Fanfarenzug der Bürgerwache Crailsheim. Die Standarte der Bürgerwache führt diesen Zug an. Als zweiter Zug folgt der Spielmannszug. Er besteht aus der klassischen Besetzung mit Pfeifen und Trommeln.
Als dritter musikausübender Zug präsentiert sich der Musikzug. Das Repertoire dieses Musikzuges in Blasmusikbesetzung reicht von Marschmusik über Klassik bis zur modernen Big-Band-Musik.
Als vierter und letzter Zug kommt die Kompanie der Bürgerwache Crailsheim. Vorne weg marschiert der Kommandant der gesamten Bürgerwache, gefolgt von seinen Offizieren und der Fahnenbegleitung mit dem Hauptfeldwebel. Dahinter marschiert die Mannschaft der Kompanie.